Der Lauf
Die ersten Zehn: Vom Beginn an lief alles sehr gut. Die Zuschauer klatschten und pfiffen uns nach vorne. Ich war schneller als das 5km-Soll 28:30.
Ostern: Hinter mir lief längere Zeit ein dick eingepackter Osterhase und verschenkte Eier an zuschauende Kinder; solange der Vorrat reichte.
Siegfried: In Bochum hörte ich vom Straßenrand hinter mir plötzlich: Siegfried! Wer war das denn. Hier kennt dich doch keiner.
Sport trifft Industrie trifft Klassik: Bei Kilometer 10 ging es auf das Werksgelände der Bochumer Opelwerke. Wir liefen in die Presswerkhalle
und staunten über die vielen Maschinen. Aus unzähligen Lautsprechern wurden wir mit klassischer Musik begleitet. Nach 350m (es kam mir wesentlich länger vor) konnten wir vor
dem Verlassen der Halle die Künstler sehen und applaudieren.
Stille: Noch in Bochum brüllte plötzlich ein Läufer hinter mir in die Menge: "Warum ist das denn hier so leise? Sind wir schon in Herne? Bochum kenn ich aber anders!"
Da war die Ruhe auch an diesem Teil der Strecke vorbei.
Die zweiten Zehn: Ich war wesentlich zu schnell. Es fiel mir viel zu leicht, das Tempo zu erhöhen. Die Zuschauer peitschten
uns nach vorne. Ich war in Summe 6 Minuten zu schnell.
Trennung: Die Marathonis und Halbmarathonis wurden bei km 20 in Herne getrennt.
Siegfried: Jetzt hörte ich es immer öfter: "Siegfried!", "Siggi!", "Siegfried, halt durch!", "Siegfried, dein Name sagt
es doch schon! Du schaffst es!".
Irgendwann fiel es mir wieder ein: unterhalb der Startnummer auf meinem Laufshirt stand mein Vorname! Ob klein, ob groß, ob alt, ob jung, immer mehr Zuschauer nutzten nun bei
mir und vielen anderen Läufern diese Info zur direkten Ansprache.
Die dritten Zehn: Ich konnte das Tempo nicht mehr halten. Ich spürte meine Oberschenkel und die Waden. Da nutzte auch das Antreiben
durch die Zuschauer nichts. Ich musste zwischendurch immer wieder mal gehen.
Power: Bei Kilometer 27 erreichten wir eine Powerbarzone. Ich griff nach 2 dieser Gel-Packungen, von denen ich hörte, sie
können auch kurzfristig noch helfen. Im Abstand von 2-3 km schluckte ich von beiden den Inhalt. Kurze Zeit danach bekam ich Magenschmerzen...
Der König von Mallorca: Vor mir lief längere Zeit jemand mit einer Krone (Pappe?) auf dem Kopf. Dieser König (oder sogar
Kaiser?) musste immer wieder wegen des Extra-Beifalls der Zuschauer mit Armen und Kopf majestätisch grüßen.
Die vierten Zehn: Selbst in den Fußspitzen bekam ich einen Krampf. Ich reduzierte mein Tempo auf Walking-Geschwindigkeit.
Immer wenn man nicht lief, waren die Anfeuerungsrufe besonders stark. Mit näher kommendem Ziel verschwanden wenigstens die Magenschmerzen. Der Kopf wurde wieder klarer. Ich
erkannte meine Frau Ute am Straßenrand und konnte fast locker in die Kamera lächeln.
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